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... findet im Museum Spielzeug Welten in Basel eine interessante Ausstellung über Gehstöcke aller Art statt. Kontaktdaten finden Sie am Ende dieses Artikels. In diesem Zusammenhang gibt es auch eine ausführliche Beschreibung über die Geschichte der Stöcke, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen:


© swmb

Die System- oder Funktionsstöcke erfinderischer Geister sind möglicherweise die faszinierendsten und am meisten gesammelten Gehstöcke. Diese Kategorie besteht aus kuriosen Stockvarianten mit einer versteckten Funktion wie einem Fächer, einem Regenschirm, einer Flasche mit Trinkglas, einem Parfumflakon oder einer Klinge. Oder einem Gehstock, der von Ärzten getragen wird und Skalpelle und Spritzen enthält. Auch Musikinstrumente, Angelruten, Fernrohre, Nähzeug und Korkenzieher können in einem Stock versteckt sein. Mehr als 1500 Patente wurden während des 18. und 19. Jahrhunderts beantragt. Die beiden wesentlichen Eigenschaften des Systemstocks bestehen darin, etwas zu verbergen und mehrere Dinge oder Eigenschaften zu vereinen. Neben dem sachlichen Begriff Systemstock gibt es auch noch die romantischeren Ausdrücke wie Stöcke mit Innenleben oder Stöcke mit Seele.

Funde im Grab von Tutanchamun wie auch die mittelalterlichen Bischofsstäbe belegen, dass besonders geformte oder reich verzierte Stöcke seit Urzeiten als Herrschaftssymbol dienten. Aber erst Ludwig XIII. soll es gewesen sein, der den Stock als königliches Accessoire adelte. Nicht nur, dass der König, wie fast alle Porträts verraten, angeblich immer einen in den Händen hielt. Er verlieh ihn auch – neben wertvollen Schnupftabakdosen – als Ehrengabe. Dementsprechend verzichteten die Kavaliere, die à la mode sein wollten, fortan nicht auf dieses modische Beiwerk. Es waren mehr oder weniger reich verzierte Stäbe ohne gebogenen Griff, die man in der Hand hielt oder unter dem Arm trug.

Das 19. Jahrhundert und der Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zur Epoche des Spazierstocks. Die ungeheure Nachfrage beförderte zugleich den Ehrgeiz, nicht bloss mit einem Allerweltsstock zu flanieren. Und so entstand eine Fülle einmaliger Stücke mit praktischen und seltsamen Griffen und einem geheimnisvollen Innenleben. Der Maler Henri de Toulouse-Lautrec etwa besass einen Stock, der eine Flasche umschloss, die einen halben Liter Absinth bereithielt.

In dieser Sonderausstellung sind über 250 besonders faszinierende System- oder Funktionsstöcke zu sehen, die offensichtlich oder unauffällig einen Zusatznutzen bergen. Da können im Griff für Herren Rasierpinsel und Seife verborgen sein, für Damen ein Riechfläschchen, für den Globetrotter Kompass und Thermometer. Auch Raritäten von um 1800 des Schweizer Instrumentenbauers Ulrich Ammann, die Stock-Klarinetten, können bewundert werden. Mit Leihgaben von Privatsammlungen aus der Region ist diese einzigartige Ausstellung zustande gekommen. In dieser Form wird sie exklusiv nur in Basel zu sehen sein. Das Ausstellungskonzept ist ebenfalls einzigartig. Die Systemstöcke werden mithilfe modernster Technik offen wie geschlossen zu sehen sein. Also nicht verpassen!

Die Geschichte des Gehstocks
Generell wird der Gehstock mit hohem Alter assoziiert – eine Vorstellung, die weit zurückreicht und sicher noch vor der Zeit des Ödipus datiert ist. Der Held der griechischen Mythologie löste das Rätsel der gefürchteten Sphinx und entlarvte den Dreifüssler als den Menschen, der am Lebensabend als Greis einer Stütze bedarf und dafür den Stab als dritten Fuss zur Hilfe genommen hat. Im Alten Testament wird immer wieder der Stock von Mose erwähnt. Mit seinem Stock lassen er und sein Bruder Aaron die Plagen über Ägypten kommen. Ägyptische Magier trugen Stäbe mit schlangenköpfigem Griff, die sie angeblich lebendig machen konnten. Die römischen Auguren trugen einen Krummstab (lat. lituus), mit dem sie bei ihren Weissagungen Quadrate in den Sand zeichneten oder die Himmelsrichtungen anzeigten. Dieser lituus soll sowohl der Ursprung des königlichen Zepters wie auch des Bischofsstabes sein.

Wenn Reisende oder Pilger im Mittelalter sich mit Gehstock auf Reisen begaben, so taten sie das nicht nur, um schwieriges und bergiges Gelände zu bewältigen und Gräben zu überqueren. Der Wander- und Pilgerstab diente auch als Waffe zur Verteidigung gegen Wegelagerer und wilde Hunde. Traditionelle Wanderer führen auch heute noch einen solchen, meist kunstvoll geschnitzten Knotenstock mit sich.

Dass Stöcke, besonders geformt oder reich verziert, seit Urzeiten als Herrschaftssymbol dienten, belegen die Funde im Grab von Tutanchamun genauso wie die mittelalterlichen Bischofsstäbe. Jedoch soll erst Ludwig XIII. es gewesen sein, der den Stock zum königlichen Accessoire machte. Wie fast alle Porträts verraten, soll der König immer einen in den Händen gehalten haben.

Um 1600 durften in Brandenburg nur kurfürstliche Lehenbauern bildbeschnitzte und bebänderte Stöcke tragen. Es war ein Privileg für Leute von Stand. Das Nichtbeachten dieser Regel hatte eine Bestrafung mit Arbeitslager von bis zu einem Jahr zur Folge. Wer in Russland einen Stock in Gegenwart des Zaren trug, wurde geköpft. Zarin Katharina II. liess auf ihren Reisen und Jagdausflügen Bauern und Bürger köpfen, wenn diese nicht ihre Stöcke wegwarfen, bevor sie sich vor der vorbeifahrenden Zarin verbeugten. In England existieren theoretisch heute noch die Gesetze der Magna Charta, die besagt, dass Bürgerliche durch einen Richter bestraft werden können, wenn sie sich in einem geschlossenen Raum mit einem Stock in der Hand hinsetzen oder einen goldgeschmückten Stock tragen. In Frankreich war das Tragen von Stöcken während der Revolution 1790 freigegeben worden. Kaiser Napoleon hob die Stockfreiheit 1804 schon wieder auf.

Im 18. Jahrhundert zeigten sich unterschiedliche Tendenzen im Hinblick auf das soziale Leben. Die Mode änderte sich rasch, was in engem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Situation vieler Länder stand. Der Spazierstock unterlag als modisches Accessoire stark den Geschmacksveränderungen. Künstler kreierten raffinierte Gegenstände für Menschen, die sich durch Luxusobjekte nach der neuesten Mode definierten. Aus diesem Grunde entstanden in dieser Zeit wundervoll gestaltete Krücken und Spazierstöcke. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde der französische König gestürzt und mit ihm die Gedankenlosigkeit und die ästhetischen Frivolitäten einer ganzen Epoche. Der Spazierstock verlor seine Bedeutung als Symbol der Autorität des Adels und der Macht. Er wurde zu einem Sinnbild für die Gewalttätigkeit der Republikaner. Auch der lange Spazierstock der Frauen – mit bunten Bändern geschmückt – wurde zu einem revolutionären Symbol, weil Mademoiselle de Montpensier damit die Farben der Fronde schwenkte und den Kanonen der Bastille das Signal gab, auf die königlichen Gruppen zu feuern.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts behielt der Spazierstock in England seine elegante, nüchterne und strenge Form. In Frankreich hingegen beeinflussten die historischen Ereignisse der Revolution dessen Form. Man könnte annehmen, dass der Stock als Symbol des verhassten Adels verschwand. Doch die neue bürgerliche Klasse bemächtigte sich des Stocks und verwendete ihn als Zeichen der neuerlangten Macht. Die jungen Revolutionäre trugen von 1796 bis 1802 grobe, knotige Stöcke zu einer bizarren Kleidung. Diese jungen Männer hiessen Incroyables (Unglaubliche bzw. Modenarren). Sie tauschten untereinander Nachrichten aus, indem sie ihre Stöcke nach einem nur ihnen bekannten Code hoben und senkten. Mit diesen Stöcken pflegten sie auch politische Gegner zu verprügeln. Da es zur selben Zeit auch zur Gewohnheit wurde, Stöcke mit Waffen mit sich zu tragen und sie bei politischen Auseinandersetzungen zu verwenden, erliess Napoleon 1804 eine Verordnung, die das Tragen jeder Art von Spazierstöcken untersagte. Diese Anordnung erwies sich als so unpopulär, dass sie bald wieder zurückgenommen werden musste. Der Spazierstock gehörte von da an zu allen sozialen Schichten und somit zur normalen Kleidung.

1848 griff die Revolution von Paris nach Berlin über und war im März desselben Jahres recht blutig. Eine der Forderungen der Revolutionäre war die Aufhebung der vielen sinnlosen Verordnungen. Darunter muss wohl auch ein Stockverbot für gewisse Bevölkerungsschichten gewesen sein, das König Friedrich Wilhelm IV. am 16. August mit dem Stockerlass aufhob. Im Laufe eines Monats wurden allein in Berlin mehr als eine Million Spazierstöcke gekauft. Der Spazierstock galt damals mehr als ein Zeichen einer gewissen Vornehmheit und weniger als Modeaccessoire. Es entwickelte sich ein subtiles Spiel, um den gesellschaftlichen Status sichtbar zu machen. Man trug den Stock, der zur Stimmung und dem Wesen des Trägers passte. Zeige mir deinen Stock und ich sage dir, was du besitzt war das unausgesprochene Motto.

Um 1890 gab es allein in einem einzigen Quartier in Paris rund 250 Geschäfte, die Stöcke führten. In London, aber auch in Amerika verhielt es sich nicht anders. Stöcke konnten nun fast ein Vermögen kosten. Im 19. Jahrhundert wurde eine enorme Zahl von Spazierstöcken produziert. Die Herstellung verliess schnell den Bereich des Handwerks und wurde industrialisiert. Bald wurde Dampfkraft eingesetzt, um Holz zu biegen. Dadurch fand der Spazierstock mit Rundhaken, den man eingehängt am Arm tragen kann, eine sehr weite Verbreitung. Spazierstöcke wurden nicht nur aus wertvollen Materialien, sondern für die grosse Masse auch aus eher bescheidenen Werkstoffen produziert. Natürlich spielten hier Fabriken in den aufstrebenden Industrieländern die Hauptrolle. Die ungeheure Nachfrage förderte zugleich den Ehrgeiz, nicht mit einem Allerweltsstock zu flanieren. Und so entstand eine Fülle einmaliger Stücke mit praktischen und seltsamen Griffen, mit allerhand Zierrat und mit einem geheimnisvollen Innenleben.

Wegen der überaus schmutzigen Strassen trugen die Spazierstöcke bis ins 19. Jahrhundert lange Zwingen aus Messing mit oder ohne ausgeprägte Spitze oder aus geschmiedetem Eisen. Im 18. Jahrhundert fehlen sie nur bei höfischen Stöcken.

Zur Jahrhundertwende (1900) durchdrang der revolutionäre, neue Geschmack, den wir Jugendstil nennen, jeden Lebensbereich. Die gesamte Kunst, angefangen von der Architektur über die Inneneinrichtung bis zu den Gegenständen des Alltags, erhielt ein einheitliches Aussehen. Der Jugendstil beruht vor allem auf fliessenden Linien, verwundenen Formen und einer kalligraphischen Eleganz, die sich von der Pflanzenwelt inspirieren lässt. Auch in erlesenen und fantasiereichen Handgriffen fand man den Jugendstil wieder. In dieser Zeit gehörte der Spazierstock zur Kleidung des Mannes genauso wie die Schuhe, der Hut oder der Gürtel. Die Gehsteige waren voller Menschen, die einen Spazierstock bei sich trugen. Er wurde so zu einem wichtigen Gegenstand des städtischen wie auch des ländlichen Lebens in der ganzen westlichen Welt.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte es der treue Wegbegleiter allerdings nicht leicht und es kam zur Abwertung des Stocks. Die industrielle Revolution ging unaufhaltsam weiter und gleichzeitig veränderten auch soziale Umwälzungen die Gewohnheiten der Menschen. Die Mode ging mit der Zeit: Dekorationen wurden vereinfacht und geometrische, vor allem winklige Formen waren gefragt. Vor allem drei Arten von Spazierstöcken gewannen in jenen Jahren einen gewissen Symbolwert: An erster Stelle stand der hochelegante Spazierstock, der zum Frack getragen wurde. Er hatte einen Schuss (Schaft des Stocks) aus wertvollem Ebenholz, einen Ring aus Gold oder Silber und einen Knauf aus Elfenbein oder Kristall. Man hielt ihn unter dem linken Arm und verwendete ihn gern zum Herbeirufen eines Taxis. In den 1930er Jahren trugen Lebemänner, Nachtschwärmer, Abenteurer und auch Berufsspieler gerne einen solchen Spazierstock. Der zweite Stocktyp war vor allem in Italien verbreitet und trug die Embleme des Faschismus: Adler und Liktorenbündel (Rutenbündel mit Beil). Dieser Stock war kräftig und knotig und wurde von den Faschisten der ersten Stunde gegen politische Gegner eingesetzt. Er ist bekannt als manganello (Schlagstock). Der dritte Stock war ein Spazierstock aus dünnem, biegsamem Bambus, zu sehen in den Filmen von Charlie Chaplin, wo er als Accessoires als Karikatur der bürgerlichen Gesellschaft dient. 1929 gab es in Deutschland 265 Stockfabriken und über hundert Grifffabriken. Im Angebot gab es neben Berg-, Patent- und Flanierstöcken auch Damen- und Kinderstöcke. Aber bereits 1931 wurde in einer Fachzeitschrift über den katastrophalen Rückgang des Spazierstockkonsums berichtet. Junge Männer kauften sich vom ersten selbstverdienten Geld keinen Spazierstock mehr. Man kann davon ausgehen, dass der Sport ein Grund des Rückgangs war. Zum Sport ging man nicht mit einem Spazierstock und somit fing man an, ihn auch sonst nicht mehr zu tragen. Auch die modernen Beförderungsmittel wie Fahrrad, Motorrad und Auto führten zum Niedergang des Spazierstocks als unabdingbares Accessoire. Eine schlechte Wirtschaftslage, sich veränderte Lebens- und Verkehrsbedingungen, eine neue Mode und schliesslich das Dritte Reich, in dem der Flanierstock als Requisit der alten Zeit galt, haben den Spazierstock innerhalb weniger Jahre verschwinden lassen. Inzwischen wird der Spazierstock überwiegend als altmodisches Accessoire angesehen, obgleich er als Sportgerät beim Trekking oder beim beliebten Nordic Walking als technisches Hilfsmittel wieder auftaucht. Zugleich lässt sich beobachten, dass der Gehstock nicht nur unter Sammlern begehrt ist, die von dessen Geschichte und Kunstfertigkeit fasziniert sind. Mit dem Altern der Gesellschaft kehrt plötzlich auch der gute alte Stock zurück – einfach, klar und in vielen bunten Farben gestaltet. Schon fast jugendlich wirkt die Krücke in dieser Gestalt.

Der Stock und die Dame der Gesellschaft
Als der Stock zum modischen Beiwerk des Mannes von Welt wurde, wollten die Damen diesem Trend in nichts nachstehen. Der Erfolg des Damenstocks hatte auch drei nachvollziehbare und zum Teil rein praktische Gründe: der aufkommende Emanzipationsgedanke, die hohen Absätze und der reine Spass mit dem spielerischen modischen Accessoire. Die Damenstöcke trugen im Griff Riechfläschchen, eine Dose für Riechsalz, eine Puderdose oder auch einen ausklappbaren Fächer. Manchmal waren die Stöcke auch mit einem Schirm kombiniert, der sich unter dem Knauf befand. Nachteil dabei war lediglich, dass die Dame beim Aufspannen des Schirms das Ende, das die Erde berührt hatte, in die Hand nehmen musste. Es gab aber auch Systemstöcke für Damen, in denen eine Waffe versteckt war. Damit konnten sie sich gegen Angreifer, aber auch wilde Hunde, welche in den Städten herumliefen, verteidigen. In der Ausstellung sind Vertreter all dieser interessanten Systemstöcke zu sehen. Als die Mode der Damen männlicher wurde, hielten die Damen gerne eine Gerte in der Hand. Als um 1850 die Damen zum ersten Mal auf offener Strasse rauchten, trugen sie dabei natürlich einen Spazierstock. Um 1900 führte der Wunsch der Frauen nach Emanzipation dazu, dass der Stock zum Begleiter wurde. Die elegante englische Dame trug Stock!

Der Knigge des Stocktragens
Es gab schon sehr früh das erste Büchlein als Ratgeber, wie man Unfälle mit Stöcken und Schirmen vermeiden kann. 1808 erschien in zweiter Auflage der Ratgeber für Stock- und Schirmträger. Es ist nicht so einfach, wie man glauben könnte, elegant mit einem Spazierstock in der Hand zu gehen. Der Stock soll die natürlichen Bewegungsabläufe begleiten und nicht ein Humpeln oder Hinken auffangen. Dies braucht einiges an Übung und Geduld. Schmale Bürgersteige führten auch zu Problemen mit Stockträgern. So erklären sich die Aufzeichnungen und Klagen, nachdem die Stöcke vermehrt im Strassenbild aufgetaucht sind: Das Pflaster ist öffentlich für alle, aber es ist dies nicht ohne Einschränkung für den Einzelnen. Wenn jemand durch Unaufmerksamkeit gegenüber der Bequemlichkeit anderer unnützerweise den Raum für vier bis sechs Personen beansprucht, dann muss man ihn gerechterweise als öffentliches Ärgernis betrachten, das jeder abzuschaffen berechtigt ist. Gemeint sind damit die Stockträger. Der eine, ein durchaus nicht gewollt rüder Gentleman, auch nicht bösartig, sondern nur unüberlegt, senkt seinen Stock in den Strassendreck und wischt den dreckigen Stock am sauberen Kleid der nächsten vorübergehenden Passantin ab. Ein anderer wirbelt seinen Stock durch die Luft, obwohl er nahezu sicher sein muss, jemanden in seiner Nähe damit zu treffen, eine Lampe damit zu zerbrechen oder den Strassenkot auf die Rücken oder Gesichter der Spaziergänger vor oder hinter ihm zu schleudern. Ein dritter klemmt sich den Stock oder Schirm unter seinen Arm, und wenn er sich geradeaus bewegt, spiesst der Stock hinten in das Auge eines schnelleren Schrittes nachfolgenden Passanten, oder wenn er sich vornüberbeugt, stösst er in dessen Brust oder beschmutzt seine Kleidung. Dreht sich ein solcher Stockträger auf der Strasse zur Seite, so wird er zu einer Art Drehkreuz. Sein Stock beherrscht den gesamten Bürgersteig. Die Vorübergehenden werden im Nacken oder im Gesicht getroffen, und alle werden gezwungen, auszuweichen. Die weitaus stärkste Belästigung der Passanten kommt durch die grosse Zahl derjenigen Stockträger zustande, die in Hast und Eile ihre Stöcke schräg ausladend gegen den Boden stossen, damit einen ungebührlich grossen Teil des Bürgerteigs für sich in Anspruch nehmen und unvermeidlich diejenigen zu Fall bringen, die nicht genau auf ihre Schritte achten. Um allen diesen geschilderten Problemen vorzubeugen bzw. sie zu vermeiden, gab es folgende Empfehlung: Der Spazierstock oder der geschlossene Schirm sind so nahe als möglich am Körper zu tragen, möglichst an der Vorderseite und konstant in senkrechter Position.

Regeln über den Umgang mit dem Stock wurden immer wieder in Zeitschriften und Modebüchern niedergeschrieben. Es gibt auch Hinweise darauf, dass um 1710 eine Schule eröffnet worden ist, in der man das richtige Führen von Stöcken lernte.

Im 18. Jahrhundert wurde die Etikette des Stocks in Europa allgemein respektiert. Man hätte nie einen Gentleman gesehen, der mit seinem Stock unter dem Arm durch die Strassen geht oder sich während eines Gesprächs auf dem Stock übermässig abstützt. Es wurde auch als unhöflich angesehen, mit dem Stock in den Sand oder auf den Boden zu schreiben, sowie ihn beim Gehen auf dem Boden nachzuschleifen. Unbedingt zu vermeiden war das Tragen des Stocks beim Besuch hochrangiger Personen.

Der dekorative Stock und der Volkskunststock
Es steht fest: Stock ist nicht gleich Stock. Es gibt verschiedene Arten von Stöcken wie den Wanderstock, bei dem im Gegensatz zum Spazierstock der Nutzwert und nicht die Optik im Vordergrund steht. Im Allgemeinen unterscheidet man drei Arten von Gehstöcken: dekorative Stöcke, Volkskunststöcke und Systemstöcke. Die dekorativen Stöcke sind in erster Linie dazu da, ihren Träger noch stärker zur Geltung zu bringen, ihn in Szene zu setzen. Ihre Funktion ist in den meisten Fällen rein ästhetisch. Die Vielzahl der Materialien und Formen dieser dekorativen Stöcke ist nur durch die Fantasie der Handwerker, die sie herstellen, begrenzt. Sehr beliebte Materialien waren und sind hier Elfenbein, Gold, Silber, Porzellan, Juwelen, Emaille und sogar Glas. Anders verhält es sich bei den Volkskunststöcken, die die Aufmerksamkeit eher auf ihren Hersteller lenken sollen. Diese Stöcke sind weniger mit Gold und Edelsteinen geschmückt als vielmehr mit aufwendigen Schnitzereien. Beim Wanderstock kennt man die schlichten Spazierstöcke für Herren und leichte Ausführungen für Damen aus Bambus. Oder gewichtige Wanderstöcke, die mit sogenannten Stocknägeln verziert sind, einst der Stolz eines Wanderers, um die Orte zu dokumentieren, die er sich erlaufen hatte.

Die System- oder Funktionsstöcke
Die System- oder Funktionsstöcke erfinderischer Geister sind möglicherweise die faszinierendsten und am meisten gesammelten Gehstöcke. Seit Stöcke benutzt werden, hat es Erfinder und Tüftler gegeben. Sie fügten den Stöcken etwas hinzu oder verbargen etwas in der Länge des Schusses (Schaft des Stocks) oder im Griff. Ein wesentlicher Anreiz der Systemstöcke ist die humoristische Seite. Man wollte überraschen, zum Staunen oder zum Lachen bringen. Der englische Ausdruck Gadget Cane zeigt das deutlich. Systemstöcke waren wohl sehr beliebte Geschenke, welche zum Schmunzeln animieren oder auch die Fantasie und unerfüllte Sehnsüchte stimulieren sollten. Ein gutes Beispiel dafür sind die Pflanzenjäger-Stöcke, Utensilien für den Traumberuf des Entdeckers in fernen Landen des 18. und 19. Jahrhunderts. Wirklich brauchbar waren diese Gartenwerkzeuge nämlich nicht. Zu den vielfältigen Stockvarianten gehört auch etwa ein Gehstock mit Klinge oder einer Whiskyflasche samt Whiskyglas. Eine gern von Apothekern benutzte Version enthält kleine Fläschchen mit speziellen Tinkturen. Aber auch Erfindungen wie der Fahrradstock, an dem eine Art ausklappbares Notfahrrad montiert war, oder bekanntere Schöpfungen wie der Stockschirm, der so genannte Stockdegen, aber auch die Stockpistole waren begehrt. Alle diese soeben erwähnten Systemstöcke sind in der Ausstellung vertreten.

Der Fantasie waren hier keine Grenzen gesetzt. So wurden allein während des 18. und des 19. Jahrhunderts mehr als 1500 Patente für Funktionsstöcke beantragt. Das Richtige für jeden Geschmack – ob mit rund gebogenem Griff, mit Stahl- oder Eisenspitze, mit Klinge oder mit anderen Kuriositäten–, aber stets kostbar, individuell und mit grossem handwerklichem Raffinement gefertigt. Nicht zu vergessen sind die oft humoristischen Automatenstöcke mit einem Tierkopf als Griff. Drückt man auf einen Knopf, öffnet der Hund das Maul oder der Vogel seinen Schnabel. Es gab Stöcke mit Narren, welche die Augen verdrehten und die Zunge herausstreckten, oder mit einem Totenkopf aus Elfenbein, der mit den Augen rollte und mit dem Kiefer klapperte. Solche Spielereien waren seinerzeit äusserst beliebt.

Besonders faszinieren die Systemstöcke, die offensichtlich oder unauffällig einen Zusatznutzen bergen. Gern von Ärzten benutzt wurde die Variante mit Skalpellen und Spritzen oder für Damen ein Stock mit Fächer und Fernglas für den Spaziergang.

Für die hohen Herren stellten Kunsthandwerker über mehrere Jahrhunderte komplizierte wie kostbare Stöcke her. So wird im Inventar des Schlosses zu Greenwich bei einem Stock des englischen Königs Heinrich VIII. (1491–1547) vermerkt, dass im Griff ein ganzer Werkzeugkasten enthalten gewesen sein muss mit Zange, Massstab, Messer, Feile und einen in Gold gefassten Probierstein. Ferner trug er ein Parfumbüchschen, eine Sonnenuhr und einen Kompass. Im 18. Jahrhundert breiten sich die Systemstöcke mit Zubehör immer mehr aus.

Systemstöcke mit Vielfachzwecken wurden auch noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hergestellt, als die Systemstöcke bereits ein Massenprodukt geworden sind.

Unter den Systemstöcken gibt es auch die Waffenstöcke. Darin war immer eine Waffe verborgen, wie Degen, Dolch, Pistole oder Gewehr. Die Freude am Erfinden und Konstruieren hat eine Unzahl von in Stöcken verborgenen Waffen zum Schlagen, Stossen und Schiessen hervorgebracht.

Trotz der Fülle und der Vielfalt der Systemstöcke kann man diese in zusammengehörende Gruppen einteilen. Zur ersten Gruppe gehören sicherlich die Berufsstöcke, die eine wirkliche Funktion hatten. Wie die Stimmgabel im Stock für den Musiker oder Massstäbe für Stoffhändler, Schuhmacher und Sargtischler. Zur zweiten Gruppe zählen die praktischen Stöcke, die das Ausgehen erleichterten oder dem Wanderer oder Jäger eine Hilfe waren. Dazu gehören auch Stöcke mit Pfeife im Griff und Platz für Tabak. Wie auch Stöcke mit Kerze oder Taschenlampe zum Lesen der Hausnummern im Dunkeln. Sitzstöcke, Hundeflöten, Stöcke mit Angel oder Schmetterlingsnetz, mit Fernrohr, mit Spielwürfeln oder mit Musikinstrumenten. Zur dritten Gruppe gehören die Gag- oder Gimmick-Stöcke. Dazu gehören die sogenannten Automaten, also figürliche Griffe, die auf Knopfdruck die Augen verdrehen und die Zunge herausstrecken. Zur vierten Gruppe kann man die Stöcke mit Instrumenten, Uhren, Mikroskop, Vergrösserungsglas und Entfernungsmesser zählen.

Auch in der Blütezeit der Systemstöcke waren diese keineswegs allgemein verbreitet, sondern es handelte sich eher um Prestigesymbole. Systemstöcke sind vom Äusseren her selten schön, meist zweckmässig und unscheinbar. Deshalb wurden sie oft nicht zur Schau gestellt und landeten gerne im Keller oder auf dem Speicher. Dadurch ging ihr Inhalt oft verloren oder wurde beschädigt. Darum sind komplette Systemstöcke selten und umso seltener, je reicher ihr Innenleben ist. Dies kann man heute an den Ergebnissen sehen, welche Systemstöcke an Auktionen erzielen.

Der Stock als Sammlerobjekt
Der Stock ist heute natürlich auch ein begehrtes Sammlerobjekt. Vor allem die Männer widmen sich dieser Leidenschaft. So ist es nicht komplett unverständlich, dass nicht unweit von Los Angeles ein Traumergebnis erzielt werden konnte. Geschätzt war das Objekt auf 120 000 bis 150 000 Dollar. Dabei handelte es sich nur um einen einfachen Bambusstock. Allerdings mit einer beachtlichen Provenienz: Er war Charlie Chaplins Begleiter in seinem Filmklassiker Modern Times. Verkauft wurde er dann schliesslich für 420 000 Dollar.

Es gab aber schon viel früher begeisterte Stocksammler. Gemäss Aufzeichnungen von Howard Carter verfügte der Pharao Tutanchamun über eine Sammlung von Spazierstöcken und Stäben. In diversen Kammern befanden sich eine grosse Anzahl von Stöcken umkleidet mit Metall, bunten Rinden und Glasflüssen verziert mit Federn, buntschillernden Käferdecken oder Tierornamenten. Sie waren meist aus Hartholz gefertigt und mit Hieroglyphen bedeckt. Friedrich II. verfügte über eine grosse Sammlung luxuriöser Spazierstöcke und Schnupftabakdosen. Wie viele seiner Porträts erkennen lassen, pflegte er sich, leicht vorgebeugt, auf einen Stock zu stützen. Nach dem Siebenjährigen Krieg wurde ein Stocktyp mit einem Griff, der nicht gebogen, sondern fast rechtwinklig zum Stock angebracht ist, als sein ständiger Begleiter so populär, dass er seitdem Fritzkrücke oder Fritzgriff genannt wird. Dies ist noch heute bei Stockliebhabern ein fester Begriff. Die Schlichtheit der Bilder, die etwa Adolph Menzel zeichnete, verschweigt allerdings, dass die Stöcke des Alten Fritz kein billiges Accessoire waren. Der König zahlte Johann Ernst Gotzkowsky, der auch seine Armee belieferte und die erste Porzellanmanufaktur in Berlin gründete, für eine in Gold gefasste Krücke mit Perlmutter ganze 125 Taler. Ein runder Knauf mit Brillanten kostete gar 2270 Taler. Ein Infanterist bekam damals anderthalb Taler im Monat als Sold. Natürlich besass der König weitaus mehr als nur diese beiden Stöcke.

Übertroffen wurde er allerdings von einem Zeitgenossen, dem von ihm gehassten sächsischen Premierminister Heinrich Graf von Brühl. Über diesen wird berichtet, dass er passend zu seinen dreihundert Anzügen und dreihundert Schnupftabakdosen auch dreihundert Stöcke besass, unter denen er entsprechend den Verpflichtungen des Tages die wirkungsvollste Kombination zu wählen pflegte.

Weitere Persönlichkeiten wie der surrealistische Maler Salvador Dalí oder der Staatsmann Sir Winston Churchill waren als Stocksammler bekannt.

Die Sammlergemeinde von Stöcken wächst kontinuierlich. Die verstärkte Nachfrage hat ein verstärktes Angebot erzeugt. Es kommen immer wieder sehr interessante Objekte auf den Markt, die jedoch ihren Preis haben. Stöcke mit Goldgriffen haben einen hohen Materialwert und eine fast magische Anziehungskraft. Am teuersten sind Stöcke, die auch von Sammlern anderer Gebiete begehrt werden. Ein Uhrenstock kann einen Uhrensammler begeistern, der bereit ist, hohe Preise zu zahlen. Ein Kamerastock lockt den Photographicasammler und bei Systemstöcken hat die Seltenheit ihren Preis.

Der Stocksammler Niklaus Stoecklin (1896 in Basel – 1982 ebenda)
Niklaus Stoecklin war nicht nur ein grosser Schweizer Maler und Grafiker, sondern auch ein begeisterter Stocksammler. Seine Sammlung umfasste 99 Exemplare. Mehr wollte er nicht haben – denn am schmalen Brett im Entree seines Hauses gab es 99 Häkchen, wo sie alle in Reih und Glied aufgehängt zu sehen waren. Alles hat mit einem Stock begonnen, den Niklaus Stoecklin als Geschenk erhalten hat. Somit wurde seine Lust geweckt, originelle Stöcke zu sammeln und im Verlauf der Jahre wuchs die Sammlung bis auf 99 Exemplare. Dabei reute es ihn nicht, sich von einem Stock zu trennen, wenn er seiner Sammlung ein originelleres Teil einverleiben konnte. Für den leidenschaftlichen Sammler war die Qualität wichtiger als die Quantität. In der Ausstellung sind drei Stöcke aus seiner einstigen Sammlung zu sehen: Ein einzigartiger Stock als Reiseapotheke mit sechs Fläschchen mit Zahnweh-, Cholera- und Hoffmannstropfen, Bleiessig, Arnikatinktur und Salmiakgeist. Ein Stock mit Fernrohr und Kompass sowie ein Hirtenstock mit Flöte. Dazu die von Niklaus Stoecklin minutiös angefertigten künstlerischen aquarellierten Zeichnungen.

Niklaus Stoecklin gilt als Schweizer Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit und des magischen Realismus sowie als bedeutender Plakatgestalter. Er wuchs als Sohn eines Kaufmanns in Basel auf und lernte bei seinem Onkel Heinrich Müller das Handwerk des Kunstmalers. Über Jahrzehnte widmete sich Stoecklin auch der Plakatgestaltung. Durch seine öffentlichen Werke, unter anderem dem Wandbild über dem Aushang der Eheverkündigungen beim Basler Münsterplatz (1920), und durch seinen Einsatz als Laternenmaler für die Basler Fasnacht wurde er zur bekannten Persönlichkeit in Basel. Darüber hinaus schuf er auch einige Briefmarken für die Schweizer Post.

Ulrich Ammann (1766–1842)
Der Schweizer Ulrich Ammann, von Alt St. Johann (Haltweg), ist wohl der bekannteste Stock-Flöten- und Stock-Klarinettenbauer seiner Zeit. Seine Instrumentenstöcke konnten als Bergstock verwendet werden und wurden in der napoleonischen Zeit durch französische Offiziere in der ganzen Welt bekannt und begehrt. In der Sonderausstellung sind zwei dieser äusserst seltenen Stock-Klarinetten zu sehen. Von diesen Kostbarkeiten sind nur noch wenige bekannt.

Der Vater von Ulrich Ammann war Bauer, nebenbei Metzger, Schuhmacher und Zimmermann und verfertigte allerlei Holzgeräte für Haushalt und Landwirtschaft. Der junge Ammann half beim Schnitzen dieser Geräte mit, befasste sich aber am liebsten mit Musikinstrumenten. Mit zehn Jahren baute er eine Geige, auf welcher er sich bemühte, spielen zu lernen. Er fertigte auch Flöten und andere Blasinstrumente an. Angeregt durch eine im Besitz des Nachbarn befindliche Hausorgel fasste er, nachdem er als Lehrling (von Hans Melchior Grob) abgewiesen worden war, den Entschluss, selber eine zu bauen. Was ihm dann auch nach vierjähriger Arbeit von 1780 bis 1784 gelang. Das fünfteilige Instrument blieb sein einziges Orgelwerk. Ulrich Ammann profilierte sich später auf dem Gebiet des Blasinstrumentenbaus und wurde hauptsächlich berühmt durch seine Stock-Flöten und Stock-Klarinetten. So fertigte er originelle Wanderstöcke mit Perspektiv, Fernrohr, Springbrunnen oder integriertem Tabakapparat. Die Meisterwerke konnten gleichzeitig als Flöte oder Klarinette genutzt werden. 1842 starb Ulrich Ammann im Alter von 76 Jahren in Nesslau und stiftete, aufgrund seiner negativen Schulerfahrungen, sein Vermögen der Schulpflegeschaft Alt St. Johann.

Anatomie des Stocks, seine Materialien und Hersteller
Die meisten Stöcke sind anonym, ihre Geschichte und ihre Schöpfer sind unbekannt. Man kennt nur wenige Griff-Schnitzer und Goldschmiede namentlich, da die wenigsten ihre Arbeiten signiert haben. Porzellangriffe sind so gut wie nie gemarkt. Bei Edelmetallen können die Beschauzeichen (Stempel, Marken, Plomben) die einzige Hilfe für eine zeitliche Einordnung sein. Die Meistermarken sind sehr oft nur schwerlich zu entschlüsseln. Stehen die Marken auf dem Ring (Abdeckung beim Übergang vom Griff und Schuss), sind diese oft nicht zuverlässig, da der Griff neu geschaffen worden sein könnte. Somit kann man nur signierte Stöcke, stilistisch unverkennbare wie die aus der Fabergé-Werkstatt, einige Porzellangriffe oder industriell hergestellte Stöcke, die in Katalogen abgebildet sind, eindeutig zuordnen. Manchmal hilft auch ein registriertes Patent, um den Hersteller zu identifizieren. Zum Stock gibt es wie bei jedem Objekt auch einige Fachausdrücke zu gewissen Bestandteilen, aus denen er besteht bzw. zusammengesetzt ist. Hier eine kleine Einführung:
Der Griff wird aus verschiedensten Materialien und Formen gefertigt. Der älteste Stockgriff ist der Knauf oder Knopf. Alle gebogenen Griffe sind Krücken, eine Bezeichnung für Krümmungen und Biegungen. Ein T-förmiger Griff, also die Doppelkrücke ist als Fritzkrücke bekannt. Griffe, die nur nach einer Seite gebogen, gerade oder rund sind, nennt man Haken. Ein weiterer Grifftyp sieht aus wie ein Ypsilon. Sie werden gerne von Jägern zum Auflegen der Büchse oder der Flinte benutzt.

Die Manschette (der Ring) verdeckt den Übergang vom Griff zum Schuss (Schaft des Stocks) bei einem zusammengesetzten Stock. Er kann dem Griff auch einen Halt geben. Dieser Ring kann aus Aluminium, Nickel, Messing, Kupfer, Neusilber oder bei den besseren Stöcken aus kunstvoll geflochtenem Silberdraht bestehen. Bei Silber- und Goldringen können uns die Punzen (Stempel) etwas über die Herkunft und das Alter der Stöcke sagen. Die Ringe aus der Werkstatt von Fabergé faszinieren durch das opaleszierende Emaille in Moiré- oder Wellenmuster (guillochierter Untergrund). Es gibt auch Ringe aus Elfenbein, Hirschhorn, Widderhorn, Holz oder Leder.

Der Schuss ist das Fachwort für den Schaft des Stocks. Der Schuss eines Stockes ist meist aus Holz. Die Zwinge ist der untere Abschluss des Stocks. So wird der Schuss geschützt oder geschmückt. Die Zwingen sind aus Metall geschmiedet, entweder aus Eisen oder aus Messing. Spätere Zwingen sind aus Messing und Eisen zusammengesetzt, und zwar so, dass die Messinghülse den Schuss umschliesst und die Eisenplatte oder der Absatz mit Weichmetall am Messing angelötet ist. Das hat den Vorteil, dass man das abgelaufene oder verrostete Eisenende wie eine Schuhsohle leicht erneuern kann. Die Form der Zwinge richtet sich nach der Verwendung des Stocks. Ein Wander- oder Bergstock muss eine spitzige Spitze haben. An Flanierstöcken kann die Zwinge aus Horn oder Elfenbein sein und heisst Absatz.


Facts & Figures

Öffnungszeiten
Museum, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Museum, im Dezember täglich von 10 bis 18 Uhr
Ristorante La Sosta und Boutique, täglich von 9.30 bis 18 Uhr

Für das Spielzeug Welten Museum Basel sind der Schweizer Museumspass und der Museums-PASS gültig.

Eintritt
CHF 7.–/5.–
Kinder bis 16 Jahre haben freien Eintritt und nur in Begleitung Erwachsener.

Kein Zuschlag für die Sonderausstellung.
Das Gebäude ist rollstuhlgängig.

Spielzeug Welten Museum Basel
Steinenvorstadt 1
CH-4051 Basel
Telefon +41 (0)61 225 95 95

www.swmb.museum